Einspeisung im Netzparallelbetrieb in eine Trafostation

Im Jahr 2019 hat der Landkreis Rosenheim ein neues leistungsfähiges Notstromaggregat mit einer Leistung von 400kVA, von der Firma Polyma, beschafft. Dieses neue 400kVA Aggregat löste das alte 63kVA Aggregat ab, welches nach wie vor im THW Ortsverband Bad Aibling stationiert ist, und von der Fachgruppe Elektroversorgung betreut und in Einsatz gebracht wird. Das äußerst zuverlässige 63kVA Aggregat, Baujahr 1980, ebenfalls von Polyma, wurde daraufhin bei der FFW Schonstett stationiert.

Beide Aggregate können an ein bestehendes 230/400V Stromnetz angeklemmt werden, und sowohl zur Netzunterstützung oder auch als Netzersatzanlage (NEA) betrieben werden.

Als die Feuerwehr Schonstett unser altes Landkreisaggregat abgeholt hat, wurde vereinbart mal eine gemeinsame Übung mit den beiden Aggregaten durchzuführen. Leider musste dieses Vorhaben durch die Corona-Epidemie bis auf dieses Jahr verschoben werden.

Am 21.05.22 haben wir nun endlich einen gemeinsamen Termin gefunden, und die Fachgruppe Elektroversorgung hat gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Schonstett das netzparallele Einspeisen in eine Trafostation der Elektrizitäts-Genossenschaft Schonstett eG geübt.

Nach einer Unterweisung aller Einsatzkräfte durch den Vorsitzenden der EGS Herr Kurt Eder in die Einsatzstelle und die besonderen Gefahren kamen zwei Netzersatzanlagen des Landkreises Rosenheim zum Einsatz. Die NEA 63 kVA (Hersteller Polyma) wird von der FFW Schonstett und die NEA 400 kVA (Hersteller Polyma) von unserer Fachgruppe Elektroversorgung zur örtlichen Gefahrenabwehr im Auftrag des Landkreises Rosenheim in den Einsatz gebracht.

Als Einspeisepunkt der NEA 400 kVA wurde eine freie Schaltleiste in der Niederspannungsverteilung der Trafostation gewählt. Aus Platzgründen wurde die NEA 63 kVA an einen benachbarten Stromverteilerkasten angeschlossen und getrennt abgesichert.

Nach kurzer Kontrolle aller Anschlüsse, Leitungen und einer Einweisung der THW-Helfer in die Bedienung der NEA 400 kVA durch den Gruppenführer Reinhard Schmaus ging diese dann zuerst ans Netz und lieferte während der 3-stündigen Betriebszeit ca. 80 kWh Energie in das öffentliche Stromnetz, ohne dass dies – vom Lärm und den vielen Einsatzkräften mal abgesehen – durch die Anwohner bemerkt wurde. Leider musste die abgegebene Leistung unserer NEA reduziert werden, um den Transformator nicht zu überlasten.

Als nächstes wies Herr Kurt Eder, der zugleich auch bei der FFW Schonstett für den Betrieb der NEA 63 kVA verantwortlich ist, die Einsatzkräfte der FFW in die Bedienung ihrer Netzersatzanlage ein. Aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrung konnte aber auch unser Gruppenführer Reinhard Schmaus den Kameraden noch ein paar gute Tipps mit auf den Weg geben. Für die neueren Mitglieder der FGr Elektro bot dieses Aggregat aus dem Jahr 1980 zugleich einen sehr interessanten Einblick in die Technik des Synchronisierens mit dem Netz, die in modernen Anlagen hinter Computersteuerungen verborgen sind.

Außerdem nutzten unsere Helfer die Gelegenheit und untersuchten die Einbauten des Schaltschranks der NEA 400 kVA mit der Wärmebildkamera der FFW Schonstett. Eine schlechte Kontaktstelle würde sich bei einem Betriebsstrom von über 200 A nämlich schon deutlich erwärmen. Doch alle Einbauten waren absolut unauffällig.

Nach einigen Tests und Detaildiskussionen zwischen den Einsatzkräften wurden dann in der Mittagszeit beide Netzersatzanlagen langsam vom Netz genommen und die verlegten Leitungen wieder abgeklemmt und auf den Fahrzeugen verlastet.

Danach fuhren alle Kräfte in das Feuerwehrhaus Schonstett, wo das wohlverdiente Mittagessen auf alle wartete. Auch in dieser Zeit wurde weiter diskutiert und die Besonderheiten der Elektrizitäts-Genossenschaft Schonstett erläutert. Gemeinsamer Konsens aller Anwesender war, dass dies eine sehr erfolgreiche Übung war und wir auch in Zukunft gemeinsame Übungen ausrichten möchten, um das Knowhow der Experten auf beiden Seiten bestmöglich zu verteilen. Im Anschluss kehrten unsere THW-Helfer wieder in den OV nach Bruckmühl zurück.

Wir danken der Elektrizitäts-Genossenschaft Schonstett eG und im besonderen Herrn Kurt Eder für die Gelegenheit in ihrem Netz den Ernstfall üben zu dürfen. Sowie der Freiwilligen Feuerwehr Schonstett und deren Kommandanten Wolfgang Niedermeier, für die Organisation, die großartige Zusammenarbeit und das leckere Mittagsessen.

Und gerne auf ein Wiedersehen.


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